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Die Flasche

Irisches Märchen, Seite 2 ( von 6 )

Er hatte ein altes verschrumpftes gelbliches Antlitz, das genau wie welker Blumenkohl aussah, dabei eine dünne, kleine Nase, rote Augen und weiße Haare. Seine Lippen waren nicht rot, sondern sein ganzes Gesicht von einer Farbe, seine Augen ohne Ruhe, überall sich umschauend, und obgleich sie rot waren, so war doch Michaels Herz eiskalt, wenn er sie ansah. Er hatte in der Tat wenig Gefallen an der Gesellschaft des Kleinen, und er konnte nicht das mindeste von seinen Beinen oder seinem Körper erblicken; das Männchen hatte sich, obgleich der Tag warm war, ganz in einen dicken, weiten Rock eingewickelt.
Michael trieb die Kuh ein wenig schneller, aber der Kleine hielt sich immer neben ihm. Er wusste nicht, auf welcher Art er schritt, denn er fürchtete sich zu sehr, um sich nach ihm umzuschauen und wollte auch nicht das Kreuz über sich schlagen, denn er war bange, der alte Mann möchte zornig werden. Doch däuchte ihn, sein Reisegefährte ginge nicht wie ein anderer Mensch uns setzte einen Fuß vor den anderen, sondern glitte nur über den rauen Weg (und rau war er genug) wie ein Schatten dahin, ohne Geräusch und ohne Anstrengung. Dem armen Michael zitterte das Herz im Leibe, er sagte ein Gebet für sich und wünschte, er wäre den Tag nicht ausgegangen, oder er wäre schon auf dem Markt, oder er brauchte die Kuh nicht zu hüten, damit er vor dem Gespenst fortlaufen könnte.
Mitten in diesen Ängsten ward er von seinem Gefährten angeredet: "Wohin wollt ihr mit der Kuh, lieber Mann?"
"Nach dem Markt zu Cork," antwortete Michael zitternd bei dem schnarrenden und schneidenden Ton der Stimme.
"Wollt ihr sie verkaufen?" fragte der Fremde. "Freilich treibe ich sie dahin, um sie zu verkaufen."
"Wollt ihr sie mir verkaufen?"
Michael fuhr erschrocken zurück, er fürchtete sich, mit dem Kleinen etwas zu tun zu haben und fürchtete sich noch mehr, Nein zu sagen. Endlich sprach er: "Was wollt Ihr mir dafür geben?"
"Ich will Euch etwas sagen," antwortete der Kleine, "ich gebe Euch diese Flasche dafür;" indem er eine Flasche unter dem Mantel hervor holte.
Michael schaute erst ihn und die Flasche an, dann musste er, mitten in seiner Angst, in ein lautes Gelächter ausbrechen.
"Lacht nach Herzenslust," sprach der Kleine, "aber ich sage Euch, diese Flasche ist mehr wert für Euch, als alles Geld, das Ihr für die Kuh in Cork bekommt, ja tausendmal mehr."
Michael lachte weiter: "Ihr denkt wohl," sagte er, "ich wäre ein solcher Narr, dass ich meine Kuh für so eine Flasche hingebe, die obendrein noch leer ist? Wahrhaftig, daraus wird nichts."
"Ihr tut besser, wenn ihr mir die Kuh gebt und die Flasche nehmt, Ihr braucht es Euch nicht leid sein zu lassen."
"Aber Marie, was würde die sagen? das würde kein Ende nehmen! und wie sollte ich meine Pacht zahlen? und was sollen wir anfangen ohne einen Heller Geld? "Ich versichere Euch, die Flasche ist besser, als alles Geld, nehmt sie und gebt mir die Kuh. Jetzt sage ich es zum letzten Mal, Michael Purecell."
Michael war bestürzt. "Wie hat er meinen Namen erfahren?" dachte er.
Der Fremde fuhr fort: "Michael Purecell, ich kenne Euch und habe Achtung vor Euch, darum folget meinem Rat, oder Ihr werdet es empfinden. "Wisst, Eure Kuh wird Euch hinfallen, ehe ihr nach Cork kommt.

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